“Aktionsraum” - 2. Price Art in ConstructionNov 2024
Die Beziehung zwischen (Landschafts-) Architektur und menschlichem Verhalten ist komplex und vielschichtig. Architektur beeinflusst nicht nur unser Verhalten, sondern wird auch durch die Bedürfnisse und Aktivitäten der Nutzer geformt.
Dieses wechselseitige Verhältnis zwischen Architektur und menschlichem Verhalten setzt bei Planenden ein tiefes Verständnis für die menschliche Wahrnehmung, Erfahrung und Psychologie voraus. Ebenso erfordert es den Willen, den Raumbedürfnissen der Nutzer zu entsprechen und die gebaute Umgebung so zu gestalten, dass sie von den Bewohnern angeeignet und im Einklang mit der Natur sinnvoll genutzt werden kann.
Der vorliegende künstlerische Entwurf schafft ein System verschiedener bespielbare Aktionsräume, die landschaftlich in den Hochschulwald eingebettet sind und in enger Zusammenarbeit mit den Akteuren vor Ort entwickelt werden sollen, um den Bedürfnissen der Nutzer Raum zur Entfaltung zu bieten.
“Aktionsraum bezeichnet in den Fachgebieten Zoologie und Sozial- und Verhaltensgeographie die Größe des genutzten Lebensraumes eines Tieres. William Henry Burt beschrieb 1943 den Aktionsraum („home range“) als das Gebiet, welches besucht wird im Zusammenhang mit den regelmäßigen Aktivitäten eines Tieres.”(Aktionsraum - Wikipedia, 2024)
Um dieses Konzept umzusetzen wurde ein grundsätzliches System bestehend jeweils aus einer skulpturalen Fassung aus Stampfbeton, einer definierten (Aktions-) Fläche und einem System aus Pylonen entwickelt.
Skulpturale Fassung
Die skulpturale Fassung wurde als stabile Betonstruktur ausgebildet, die einerseits als feste Grundlage für die verschiedenen Nutzungen fungiert und andererseits durch ihre organische Form zum Teil der künstlerischen Arbeit wird und zum Nachdenken über die Beziehung zwischen Mensch und Raum anregen kann. Die Fassung lädt zudem zum Klettern, Sitzen und Verweilen ein und bietet damit Raum für informelle Begegnungen in einer modernen, verdichteten Umgebung.
Die Materialität der Fassung soll aus Stampfbeton entstehen dem als Zuschlagsstoff die recycelten Bodenbeläge aus dem Realisierungsteil zugesetzt werden.
Fläche
Die Bodengestaltung soll als wassergebundene Wegeoberfläche ausgeführt werden, die nach Möglichkeit aus recycelten Materialien der vorherigen Bebauung besteht. Zudem sollen verschiedene Bodenhülsen integriert werden, um das Aufstellen von Pylonen zu ermöglichen.
Pylon
Die Pylonen fungieren sowohl als Markierung, gestaltendes künstlerisches Element aber auch als funktionales Elemente dass die vielseitige Nutzung der Aktionsräume ermöglichen soll. Somit ist denkbar hier Slacklines, Hängematten, Leinwände für open air Kino, Bühnenelemente, Fahnen Sonnensegel, Rankhilfen für Pflanzen usw. anzubringen.
Die Pylonen sind mehrteilige Konstruktionen. An bestimmten Stellen in den Aktionsräumen werden Bodenhülsen eingebaut, auf denen die Pylonen mit einer Höhe von ca. 3 - 6 Metern errichtet werden. Darüber hinaus können auch bereits vorhandene, umgestaltete Lampenmasten verwendet werden. An den Masten wird ein System aus mehreren Bohrungen entwickelt, das eine flexible und variable Anbringung unterschiedlicher Elemente ermöglicht. Hierbei ist primär ein Ösensystem vorgesehen, an dem diverse Objekte aufgehängt werden können.
Unterschiedliche Aktionsräume
Es ist sinnvoll, den Begriff „Aktionsraum“ auf den Kontext des menschlichen Verhaltens zu erweitern, da Menschen ebenfalls definierte Räume bewohnen und nutzen. Dementsprechend wurde ein System von verschiedenen Aktionsräumen konzipiert, die sich in Größe, Verwendungszweck und Atmosphäre voneinander unterscheiden und hoffentlich im Zuge der “regelmäßigen Aktivitäten” häufig aufgesucht wird.
Aktuell sind folgende Aktionsräume angedacht, Teil des Konzeptes ist es jedoch die Aktionsräume in Workshops zusammen mit den Akteuren vor Ort weiterzuentwickeln und anzupassen:
#move
Eine Fläche um sich zu bewegen. Geeignet für körperliche Betätigung wie Sport, Tanz, Spiele usw. Spannt ein Badmintonnetz, trefft euch zum Zumba, spannt eine Slackline - Move it!
# green bar
Eine Fläche zum connecten und relaxen. Hängt Hängematten auf, organisiert Picknicks, lest ein Buch oder lasst einfach nur die Seele baumeln. Trefft euch auf einen Drink veranstaltet eine Party.
# culture
Eine Fläche zum Veranstalten von Konzerten, Theatheraufführungen, Screenings, Lesungen etc. Baut eine Bühne auf, hängt Projektionsflächen auf oder nutzt die Betonstruktur als Kulisse.
# garden
Eine Fläche an der Natur und Mensch miteinander in Einklang kommen. Gestaltet einen Urban Gardening Bereich, pflanzt Bäume und Sträucher, lasst die Natur wieder Einzug halten in den Stadtraum.
# speak
Eine Fläche für Austausch und Diskussion. Ihr könnt hier eure Ideen und Konzepte präsentieren, Workshops und Vorträge halten, Leerveranstaltungen im freien veranstalten oder öffentliche Debatten austragen.
Kollektives Arbeiten
Im Rahmenprogramm des künstlerischen Entwurfs sind zudem diverse Veranstaltungen und Workshops geplant in denen gemeinsam mit den Studierenden und weiteren Akteuren wie Anwohnern aber auch der Hochschulbelegschaft die unterschiedlichen Bedürfnisse erarbeitet werden sollen und über diverse Konzepte der Nachhaltigkeit auch in Bezug auf die Umsetzung der einzelnen Bereiche diskutiert werden soll.
Es ist hier auch geplant gemeinsam ein Tool zur Organisation von Veranstaltungen und Terminen zu entwickeln, um die Nutzung und Belegung der verschiedenen Bereiche zu koordinieren und füreinander Sichtbarkeit zu schaffen.